Dank der seitlichen Anordnung seiner großen Augen und seiner verlängerten Pupille verfügt das Pferd über ein außergewöhnlich großes Gesichtsfeld, das sich über etwa 340° erstreckt.
Das bedeutet, dass es von der linken Hüfte bis zur rechten Hüfte sehen kann und somit eine weitaus größere Rundumsicht hat als Menschen, die nur etwa 190° erreichen.
Das seitliche Sehen ist ein monokulares Sehen (4), das dem Pferd ermöglicht, Bewegungen zur Seite schnell zu erkennen. Dies ist ein entscheidendes Merkmal dieser Tiere, die in Herden leben und in freier Wildbahn als Beute gelten. So haben Pferde in einer Gruppe ständig einen Panoramablick auf ihre Umgebung.
Diese Sicht ist optimal, wenn das Pferd den Kopf gesenkt hat, allerdings ist die Sehschärfe in dieser Position etwas eingeschränkt.
Die für Beutetiere typische Positionierung der Augen unterscheidet sich von der des Raubtiers, da sie sich seitlich am Kopf und nicht vorne befindet. Diese Anordnung erweitert die monokulare Sicht zur Seite und begünstigt die Erkennung von Raubtieren mit einem erweiterten Gesichtsfeld. Jedes seiner Augen deckt einen Winkel von 146° ab und bietet somit ein Gesamtsichtfeld von 340° der 360°, die es umgeben. Das binokulare Sehen, das aus der gleichzeitigen Nutzung beider Augen resultiert, ist auf einen Gesichtsfeldbereich von 65° beschränkt.
Allerdings stellt die seitliche Position der Augen einen Nachteil dar, da die Nase des Pferdes seine frontale Sicht teilweise blockiert und es je nach Kopfposition nicht mehr als bis zu 2 Meter vor sich sehen kann. Beim Grasen ist sein Kopf senkrecht, so dass direkt über der Stirn eine blinde Zone entsteht. Dank seiner seitlichen monokularen Sicht kann es jedoch Raubtiere aus der Ferne erkennen.
Um ein entferntes Objekt zu fixieren, hebt das Pferd den Kopf, aktiviert dadurch sein binokulares (stereoskopisches) Sehen und beseitigt so die nach oben gerichtete blinde Zone. Obwohl das Pferd nicht in der Lage ist, seine Nasenspitze zu sehen, lernt es, durch Knabbern nach Leckerlis zu greifen, eine entscheidende pädagogische Fähigkeit, um Beißverhalten zu vermeiden.